Ein Tag am Meer – Es rauscht die Freiheit. Es riecht wie Welt.

Ich bin wirklich gerne in den Bergen unterwegs.  Die Vielfalt der Natur und die unterschiedlichen Landschaften faszinieren mich. Voller Spannung nähert man sich einer Weggabelung oder einer Bergkuppe und ist immer wieder überrascht, was sich dahinter verbirgt. Aber dann ist da das Meer. Das Meer reicht so weit, wie das Auge nur sehen kann. Man scheint alles auf einmal erfassen zu können und doch kann man den Blick nicht abwenden, sich nicht satt sehen. Hier kann ich still sitzen. Nie wird mir hier langweilig ohne irgendetwas zu tun.

„Es rauscht die Freiheit. Es riecht wie Welt.“ (Joachim Ringelnatz 1883 – 1934)

Laboe - Kieler Förde
Laboe – Kieler Förde

Gerade sind wir an der Ostsee in Laboe und das Wetter ist trüb und regnerisch. Das Meer liegt milchig grau und scheint noch größer und weiter. Der Horizont verschwindet im Nirgendwo. Und dann passiert es ganz plötzlich und unerwartet. Die Sonne blinzelt durch die Wolken, der Nebel verzieht sich und es glitzert und funkelt. An einem Tag am Meer gibt es so viel zu erleben. Am Meer zu sein ist einfach unbeschreiblich schön. Was liegt da näher, als andere zu Wort kommen zu lassen, die ihr Gefühl zum Meer schon so treffend beschrieben haben?

Eine poetische Bilderreise durch einen Tag am Meer

Meer am Morgen

Herrlich schäumende Salzflut im Morgenlicht,
die tiefen Bläuen in weißen Stürzen auskämmend,
hin über grünere Seichten zur Küste stürmend.
. . .
Metallgrün stehen die runden rauschenden Büsche
vor deinen fernher schwärzlichen Böen,
und rötlich milchige Wolken strecken sich lang
in den zärtesten Himmel darüber.

Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Meer am Morgen

Strandlust

Gern bin ich allein an des Meeres Strand,
Wenn der Sturmwind heult und die See geht hohl,
Wenn die Wogen mit Macht rollen zu Land,
O wie wird mir so kühn und so wonnig und wohl!  . . .

Doch des Lebens erbärmlicher Sorgendrang,
O wie sinkt er zurück, wie vergess’ ich ihn,
Wenn die Wogenmusik und der Sturmgesang
Durch das hoch aufschauernde Herz mir ziehn!

Hermann Allmers (1821 – 1902)

Das Meer

Grüß’ mir das Meer,
Silberne Wellen
Rauschen und schwellen,
Schön ist das Meer!

Grüß’ mir das Meer,
Golden es schäumt’,
Ob es auch träumet?
Tief ist das Meer.

Das Meer

Grüß’ mir das Meer,
Glücklich es scheinet
Ströme es weinet,
Groß ist das Meer.

Friederike Kempner (1828 – 1904)

Das Meer
Falckenstein -Kieler Förde

Sonnenuntergang an der Ostsee

Die Sonne will sterben. Es trübt sich mein Blick.
Die Seele ahnt sehnend ihr künftig Geschick.
Es taucht hinter Wolken die strahlende Glut
Des sterbenden Lichtes in schlummernde Flut.

Sonnenuntergang an der Ostsee
Laboe – Kieler Förde

Wie schön ist des Glutballs fliegender Tod!
Die Ränder der Wolken er rötlich umloht,
Die dämmernden Höhen in Purpur er taucht,
Die schimmernden Wellen sein Kuss überhaucht . . .

Da stirbt in den Wassern die schweigende Pracht,
Der Himmel erlischt und bedeckt sich mit Nacht.

Mein Herz ist von bebender Wehmut geschwellt:
Ich sah dort versinken – die Heimat der Welt!

John Henry Mackay (1864 – 1933)

Anwolf - Unterwegs am Meer
Anwolf – Unterwegs am Meer

„Das Meer ist nur eine große Wassermasse, eine große Wasserflut. Das Auge des Menschen ist das Meer.“ (Siddharta Gautama)


6 Gedanken zu “Ein Tag am Meer – Es rauscht die Freiheit. Es riecht wie Welt.

  1. Sehr schöne Gedichte hast du zusammengetragen, Andrea. Ich bewundere Menschen, die sich so ausdrücken können. Aber auch deine Zeilen habe ich gern gelesen, weil sie das beschreiben, was ich auch gerade an der Nordsee empfinde und fühle. Ganz liebe Grüße!
    Silvana mit Cabo

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  2. Moin Andrea,

    ein schöner Beitrag mit tollen Gedichten zu deinen Bildern. Auch eine schöne Art auszudrücken, was man erlebt und gefühlt hat.
    Dein Hund hat sich bestimmt riesig gefreut am Strand umherzutollen. 😉 Ich gucke den Vierbeinern dabei immer gerne zu.

    Sonnige Meeresgrüße,
    Claudia

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    1. Danke Claudia!

      Ja, wir genießen jeden Moment, den wir am Meer verbringen. Aber mit unserem Hund stockt uns leider ab und zu der Atem. Der weite Blick macht ihn recht nervös. Und wenn er etwas am Horizont erblickt, kann es schon mal sein, dass er genau dort verschwindet…

      Liebe Grüße von Andrea

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