Bobby und das Meer – ein wasserscheuer Hund in Laboe

Ich weiß nicht, ob Bobby schwimmen kann. Kein Versuch, ihn irgendwie dazu zu bewegen, ist bisher geglückt. Bin ich im Wasser, läuft er am Ufer hin und her und kläfft wie wild. Sobald ich wieder in seichteren Gewässern für ihn erreichbar bin packt er mich am Arm, als wollte er mich retten. In seiner Anwesenheit schwimmen zu gehen –  wirklich kein Spaß.

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Bobby immer skeptisch am Meer

Stand Up Paddeling mit Hund – auch für wasserscheue Hunde geeignet?

Eine Möglichkeit, sich weitestgehend mit trockenem Fuße auf dem Wasser zu bewegen ist Stand Up Paddeling. Schon oft habe ich Fotos von Hunden mit Frauchen oder Herrchen auf dem Surfbrett gesehen – das könnte doch was für mich und Bobby sein! Und ich war völlig überrascht, als ich das in diesem Sommer bei uns in Braunschweig  auf der Oker mal ausprobiert habe. Bobby wollte sofort mit auf das Board und er stand ruhig und sicher. Ich habe mich allerdings nicht getraut vom Ufer weg zu paddeln, da ich ja wie gesagt nicht weiß, ob Bobby schwimmen kann. Und ich stand schließlich auch noch nie auf so einem Brett.

Dann habe ich im Ausverkauf eine Schwimmweste für Hunde entdeckt – gekauft – und der Plan war geschmiedet – SUP mit Bobby.

Baywatch - der erste wasserscheue Bademeister
Baywatch – der erste wasserscheue Bademeister

Letztes Wochenende an der Ostsee in Laboe sollte dieser Plan in die Tat umgesetzt werden. Ich mag diesen Ort – unspektakulär mit einem Hauch von großer weiter Welt. Die Kieler Förde ist merkwürdigerweise vollkommen verschont  von großen Appartementanlagen und Hotelburgen. Die kleinen Ortschaften reihen sich um die Bucht an dessen Ende der Nord-Ostseekanal mündet. Man steht am Strand und schaut den riesigen Containerschiffen hinterher oder winkt den Passagieren der großen Kreuzfahrtschiffe zu. Jeder Ort hat seinen Jachthafen und jedes Kind wächst scheinbar in einer Jolle mit einem Segel in der Hand auf. Trotzdem ist der Flair eher beschaulich statt mondän. Wer das Besondere und Einzigartige sucht, wird aber auch fündig. Nicht nur die Gorch Fock hat hier ihren Liegeplatz, auch das größte und teuerste Segelschiff der Welt – designed by Philippe Starck – wird derzeit in der Werft von Kiel gefertigt.

Beschaulich - Hafen von Mönkeberg in der Kieler Förde
Beschaulich – Hafen von Mönkeberg in der Kieler Förde

Die Wetterprognose für das verlängerte Wochenende war nicht besonders gut. Der Freitag war als der beste Tag vorhergesagt. Trotzdem  stürmte es und gegen Mittag graupelte es sogar kurz. Aber dann am Nachmittag kam die Sonne raus. Dieses Zeitfenster musste ich nutzen. Der Himmel blau, Wolkenfetzen und die Segel der Kitesurfer flogen – beste Verhältnisse für eine Anfängerin mit ihrem wasserscheuen Hund Stand Up Paddeling auszuprobieren. Der nette blonde junge Mann von der Surferbude erklärte mir kurz die Technik und ab ging es an den Strand. Doch Bobby passte die ganze Aktion überhaupt nicht. Die bunten Segel und die dahin sausenden Menschen auf dem Wasser, dazu Wind und Wellen – er protestierte lautstark. Sein Bellen verhallte in den Weiten des  Meeres. Keiner kümmerte sich darum. Keiner erkannte die großen Gefahren.

Als ich mich dann auch noch auf den Weg in diesen mörderischen Schlund des Ozeans begeben wollte war es endgültig zu viel für ihn. Wolfgang rettete ihn, bevor Bobby alle anderen retten konnte. Die beiden verließen den Strand und ich war auf mich allein gestellt.

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Lost in Sea

Ich kam so gut wie nicht von der Stelle.  Ich kämpfte und ich paddelte und zweimal stand ich sogar auf dem Brett. Nur einmal verlor ich das Gleichgewicht  und versank unter Wasser bis zur Hüfte im Schlick. Aber es war toll. Ich liebe das Meer. Ich mag die Wellen. Ich mag den Wind. Ich mag die Wolken. Schnell wird es mir zu eng in meinem Leben. Das Meer ist offen, gewaltig und war schon immer das Tor in neue Welten. Kaum ein paar Meter vom Ufer entfernt spürte ich das Gefühl von Freiheit.

Ganz anders Bobby. Er war immer noch völlig fertig mit sich und der Welt als ich wieder kam. Das Meer, der Horizont und nicht wissen, was da ist – zu viel Unbekanntes für einen Hund, der gerne alles unter Kontrolle hat.

Der Fernsehsessel – in diesem Urlaub Bobbys Liebligsplatz

So machten wir die nächsten Tage – übrigens bei durchgängig herrlichem windstillem Wetter – Ausflüge in die Ortschaften der Kieler Förde.

Laboe und Kieler Förde – beschaulich und ein Hauch von großer weiter Welt

Der erste Ausflug führte uns erst wieder über das Wasser mit der Personenfähre nach Mönkeberg. Dort gibt es einige höherliegende Aussichtspunkte, den Ölberg und die Germaniakoppel (empfehlenswert zur Kieler Woche) sowie einen kleinen Hafen und leckere Fischbrötchen.

Gemeinsam auf dem Wasser
Gemeinsam auf dem Wasser

Über den Fördewanderweg gingen wir die die ca. 4 km bis nach Heikendorf mit dem Hafen Möltenort. Hier ist etwas mehr los, aber trotzdem herrscht eher beschauliche Gemütlichkeit. Im „Galerie Cafe“ gleich hinter dem Hafen gab es dann leckeren Kuchen, so dass wir gestärkt die nächsten vier Kilometer zurück nach Laboe in Angriff nehmen konnten.

Auf dem Weg liegt das U-Boot-Ehrenmal zu Gedenken der gefallenen U-Boot-Fahrer der beiden Weltkriege. In einem Gang um das Ehrenmal passiert man 117 Bronzetafeln auf denen insgesamt die Namen von über 35.000 Gefallenen stehen – unfassbar. Auch das weithin sichtbare Marine Ehrenmal in Laboe erinnert als „Gedenkstätte für die auf See gebliebenen aller Nationen“ und ist „Mahnmal für eine friedliche Seefahrt auf freien Meeren“.

Am nächsten Tag machten wir einen Spaziergang Richtung der Ortschaft Stein. Der Strand ist dort abschnittsweise für Hunde verboten, da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt und seltene Vögel ansässig sind. Was soll ich sagen: Bobby hat es wenig gestört. Wir gingen oberhalb der Steilküste und blickten auf das Meer. Am Ortsausgang von Laboe gibt es übrigens das „El Meson Playa“ – herrlich zum Essen bei Sonnenuntergang und in den Dünen das gemütliche „Koffiehuis Galerie Cafe“.

Die vielen „Galerie-Cafes“ hier in der Gegend haben mich inspiriert auch mal künstlerisch tätig zu werden. In diesem Sinne: Bobby und das Meer – bis bald!bobby-laboe


11 Gedanken zu “Bobby und das Meer – ein wasserscheuer Hund in Laboe

  1. Liebe Andrea,
    mal wieder ein wundervoller Reisebericht von dir, euch und Bobby!
    Wir haben ja so Einiges gemeinsam (Liebe zum Meer, Liebe zu den Bergen, Liebe zu Hunden), nur eines trennt uns: Pippa ist die totale Wasserratte. Ob sie Bobby vielleicht mal animieren könnte? Wenn so eine fesche Hundedame vorauswetzt, meinst du, er ginge dann hinterher?
    Kannst du an der Kieler Förde auch eine Unterkunft empfehlen? Irgendwann wird ja auch meine Reise hier zu Ende gehen und ich muss dann den Heimweg planen. Über Kiel wäre eine der vielen Optionen. Hauptsache, es ist hundefreundlich und in deinem Bericht wirkt es so, als hätten die dortigen Hotels auch einen Sessel für Hunde 😉 und in den Cafés auch nichts gegen Hunde – richtig? Das wäre dann nach so vielen Zugeständnissen schon auch mal wieder fein.
    Herzliche Grüße von der Kraulquappe.
    PS: Vielleicht magst du mir dazu auch kurz an kraulquappe@web.de mailen? Würd‘ mich freuen!

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    1. Liebe Kraulquappe, wenn irgend jemand Bobby überzeugen kann, das Wasser toll ist, dann bestimmt eine charmante Hundedame. Und Pippa ist definitiv sehr charmant ❤ Wir haben Laboe und die ganze Gegend als sehr hundefreundlich und entspannt kennengelernt. Wir sind immer in Ferienwohnungen unterwegs. Es gibt aber auch hundefreundliche Hotels. Ich schreib dir mal… Liebe Grüße von Andrea

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  2. PPS: Ich Stoffel vergaß zu sagen, dass die Fotos von Bobby im Sessel und von Bobby mit Rettungsweste umwerfend sind. Aber glaub mir: auch Bobby kann schwimmen, wenn’s drauf ankäme. Nur wenn er nicht mag, dann mag er nicht und dafür ist er ja ein umso zäherer Wanderer in schwindelerregenden Höhen!

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  3. Ich gehe öfter mit Hunden am Braunschweiger Tierheim spazieren, da haben wir alles von Wasserhunden, den es gar nicht schnell genug an den Ölpersee gehen kann und die Stunden lang schwimmen würden, aber auch andere, die schon Schwierigkeiten haben das beim saufen die Pfote nass wird

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  4. Schöner Bericht vom Meer und vom Hund. Wir hatten auch so einen, er war genau so skeptisch diesem Element gegenüber. Wenn Nichte und Neffe hier waren, schwamm er mit ihnen jedoch ganz unerwartet um die Wette, nur dann! Vielleicht kannst Du beim nächsten Mal ein paar Kinder anheuern?!

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    1. Musste ganz schön schmunzeln, als ich deinen Kommentar gelesen habe. Kinder sind nämlich Bobbys zweite große Baustelle – sind ihm ebenso unheimlich 😩Aber total süß, dass euer Hund mit den Kindern seine Skepsis vergessen konnte. Irgendwann werden wir vielleicht den „Schlüssel“ finden. Ich habe nämlich die Hoffnung noch nicht aufgegeben… Viele Grüße von Andrea

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    1. Danke für deinen lieben Kommentar! Ich habe mich ja schon fast daran gewöhnt, dass Strandspaziergänge (es ist ja nicht nur das Wasser sondern auch der Sand) der Vergangenheit angehören. Aber auf unserer gerade beendeten Polenreise hatten wir so etwas wie einen Durchbruch! Manchmal dauert es halt länger. Und ansonsten gibt es so viele andere schöne Orte 🙂 Liebe Grüße von Andrea

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